Die Wasserwacht – Aus Spaß am Sport und Freude am Helfen
Seit einigen Wochen hat uns der Sommer zur Freude aller Bade- und Schwimmbegeisterten fest im Griff. Die warmen Temperaturen bedeuten aber auch Großeinsatzzeit für die tausenden Ehrenamtlichen der Wasserwacht Bayern. Auch bei uns im Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz sind die Wasserrettungsstationen gut besetzt, um für die Sicherheit der Bevölkerung an den Gewässern zu sorgen.
Von Eva Rothmeier
Mamming. Sonntagnachmittag an der Wachstation der Ortsgruppe Pilsting (Kreis-Wasserwacht Dingolfing-Landau) am Mossandlweiher. Der beliebte Badesee ist durch alle Altersgruppen hindurch gut besucht, doch die für die Wache eingeteilten Rettungsschwimmer haben das Gewässer und alle Badenden gut im Blick. „Das Einsatzgeschehen diesen Sommer ist – abgesehen vom Hochwasser im Juni – relativ normal. Angefangen hat die Badesaison aber tatsächlich mit einem Schock, als schon im April genau hier an diesem Weiher ein 33-Jähriger ertrunken ist“, erzählt Andreas Schmeisl, dritter stellvertretender Vorsitzender des Wasserwacht-Bezirksverbands Niederbayern-Oberpfalz und Vorsitzender der Kreis-Wasserwacht Dingolfing-Landau.
„Die Badesaison hat im April mit einem Riesenschock begonnen, als hier am Weiher jemand ertrunken ist.“ Andreas Schmeisl, dritter stellvertretender Vorsitzender des Wasserwacht-Bezirksverbands Niederbayern-Oberpfalz
Die Einsatzkräfte der Kreis-Wasserwacht seien direkt vor Ort gewesen, um für den Saisonstart in der Wachstation alles vorzubereiten, als der aus der Slowakei stammende Mann plötzlich untergegangen sei. „Unsere Ehrenamtlichen sind sofort mit dem Stand-Up-Paddle raus und haben mit der Suche begonnen. Auch die Feuerwehr und ein Rettungshubschrauber waren im Einsatz. Das neue Unterwasser-Sonar-Gerät für die Wasserrettung – Aquaeye – wurde ebenfalls zum Einsatz gebracht und der Patient wurde damit letztendlich auch gefunden. Aber für den 33-Jährigen ist leider jede Hilfe zu spät gekommen“, sagt Schmeisl.
Damit der weitere Sommer möglichst unfallfrei verläuft, appellieren Schmeisl und Franz-Josef Hock, der zweite stellvertretende Vorsitzende des Wasserwacht-Bezirksverbands, dass jeder, auch erfahrene Schwimmer, sich immer mal wieder die Baderegeln ins Gedächtnis rufen und nie mit zu viel Sorglosigkeit ins Wasser gehen sollte. „Man sollte nur baden oder schwimmen gehen, wenn man sich gesund und gut fühlt und immer jemandem Bescheid geben. Auch Schwimmhilfen wie beispielsweise eine Boje sind eine gute Sache und sieht man bei regelmäßigen Schwimmern in Naturgewässern immer öfter. Und Kinder darf man sowieso niemals aus den Augen lassen“, sagt Hock, zugleich Koordinator der Lehrgruppen im Bezirk und Vorsitzender der Kreis-Wasserwacht im Landkreis Regen.
Entscheidend sei auch, wo man die erfrischende Abkühlung sucht. Denn in Fließgewässern wie der Donau oder der Isar herrsche durch die Strömungen noch einmal ein ganz anderes Gefahrenpotential. „Bei Kindern rate ich hier generell vom Baden oder Schwimmen ab, egal wie gut die Eltern die Schwimmstelle zu kennen glauben. Und auch Erwachsene sollten wirklich gute Schwimmer und doppelt und dreifach vorsichtig sein“, ergänzt Schmeisl.
„Der Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz hat über 35 000 Mitglieder in 16 Kreis-Wasserwachten und 141 Ortsgruppen." Franz-Josef Hock, zweiter stellvertretender Vorsitzender und Vorsitzender der Kreis-Wasserwacht im Landkreis Regen
Sowohl Franz-Josef Hock als auch Andreas Schmeisl sind von Kindesbeinen an Mitglieder bei der Wasserwacht. Über den ersten Schwimmkurs sind sie in der Grundschule zum Training gekommen und seitdem dabeigeblieben. Und das mit stetig steigender Verantwortung.
„Der Bezirksverband ist grundsätzlich das Bindeglied zwischen den Kreis-Wasserwachten und dem Landesverband Bayern“, erklären die beiden. Über 35 000 Mitglieder in aktuell 16 Kreis-Wasserwachten und 141 Ortsgruppen können hier in ganz Niederbayern und der Oberpfalz gezählt werden. Gerade im Jugendbereich sei man in den meisten Kreis-Wasserwachten sehr gut aufgestellt, weil eben auch exrem viel für den Nachwuchs geboten werde.
„Für mich bedeutet die Wasserwacht zum Beispiel Spaß am Sport und Freude am Helfen. Ich mag es, den Rot-Kreuz-Gedanken in die sportliche Welt hinein zu transportieren“, sagt Franz-Josef Hock.
Wer also aktives Mitglied werden möchte, wird bei der Wasserwacht Bayern professionell für den Wasserrettungsdienst ausgebildet und kann – je nach Ausbildung – unter anderem als Rettungsschwimmer, Sanitäter, Motorbootführer oder Rettungstaucher für die Sicherheit an Gewässern sorgen.
Die Bergung von Menschen gehöre für die Ehrenamtlichen an den Wachstationen nicht zur Hauptaufgabe. „Hier geht es ganz oft auch um Wundversorgungen, Frakturen, Hitzeschlag, Sonnenstiche oder ähnliches“, weiß Andreas Schmeisl.
Grundsätzlich hätten sich Struktur und Aufgaben der Wasserwacht in den letzten Jahren enorm verändert. „Seit wir offiziell im Bayerischen Rettungsdienstgesetz integriert sind, können wir Wasserwachtler auch im normalen Sanitäts- und Rettungsdienst mitarbeiten. Der Standard und die Anforderungen steigen ständig, alles wird immer professioneller“, erklärt Schmeisl weiter. Was sich in der Ausstattung an den Wachstationen zum Beispiel voll etabliert habe, seien die Stand-Up-Paddles.
„Wir von der Wasserwacht engagieren uns nicht nur im Sommer, sondern das ganze Jahr hindurch." Andreas Schmeisl ist überzeugt, dass hier jeder seinen Platz findet.
Damit sei man einfach wahnsinnig schnell am Einsatzgeschehen am Wasser und könne erschöpfte oder abgetriebene Personen sicher wieder ans Ufer bringen.
Für Franz-Josef Hock, Andreas Schmeisl und die vielen tausend weiteren Ehrenamtlichen unserer Kreis-Wasserwachten herrscht in diesen Wochen Hochbetrieb. Aber auch vor und nach der sommerlichen Badesaison wird hier viel geboten. „Wir engagieren uns das ganze Jahr und sind zum Beispiel auch im Naturschutz aktiv. Jeder, der Interesse hat, findet hier sicher seinen Bereich“, versprechen beide.