Pilotprojekt Personalbemessung: Erkenntnisse, Erfolge und Zukunftsaussichten

Projektleiterin und ModeratorEva Rothmeier
Projektleiterin Nelleke Jakob von der Abteilung Pflege, Soziales und Innovation in der BRK-Landesgeschäftsstelle München und Moderator Siegfried Bader freuten sich sehr, Verantwortliche aus sieben von insgesamt zehn Pilotprojekt-Häusern zum Austausch in Neumarkt begrüßen zu dürfen.

Seit dem 1. Juli 2023 gelten deutschlandweit in allen stationären Pflegeeinrichtungen einheitliche Personalschlüssel. Um die damit verbundenen Herausforderungen aktiv anzugehen, hat das Bayerische Rote Kreuz bereits im November 2022 ein von der Glücksspirale gefördertes Pilotprojekt mit zehn ausgewählten Einrichtungen – darunter das Heim des Bezirksverbands Niederbayern/Oberpfalz in Neumarkt – angestoßen. Kurz vor Projektabschluss haben sich die Teilnehmer ein letztes Mal zum kollegialen Austausch und zur Impulsgewinnung getroffen.

Von Eva Rothmeier

Neumarkt.  Innovative Ansätze zur Personalbemessung erproben, die personelle Ausstattung deutlich verbessern und allen Mitarbeitern durchgängig gute Arbeitsbedingungen bieten – das hatten sich die zehn Teilnehmer des Pilotprojekts mit dem sperrigen Namen „§113c SGB XI Personalbemessung (PeBeM) im BRK“ zu Beginn der Laufzeit auf die Fahne geschrieben.

Aus sieben von zehn Häusern waren nun kürzlich die Projekt-Verantwortlichen unter der Leitung von Projektleiterin Nelleke Jakob und Moderator Siegfried Bader im BRK-Seniorenheim Neumarkt zusammengekommen, um über die größten Herausforderungen und die bislang erzielten Fortschritte bei PeBeM zu diskutieren.

Ein zentraler Punkt war außerdem die Vorstellung und Bewertung konkreter Maßnahmen, die sich in den Häuser als besonders wirksam erwiesen haben und deshalb weiterempfohlen werden. Gleichzeitig wurde bei dem Treffen analysiert, welche zusätzlichen Ressourcen oder Ansätze den Prozess noch effektiver hätten gestalten können und wohin die Entwicklung in Zukunft gehen soll.

„PeBeM hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass auch Fachkräfte sich regelmäßig weiterbilden.“ 

Katharina Bauereisen, stellvertretende Leiterin des BRK-Seniorenheims Neumarkt

Kathi BauereisenEva Rothmeier
Katharina Bauereisen, stellvertretende Einrichtungsleiterin des BRK-Seniorenzentrums Neumarkt, berichtete über die größten Herausforderungen und bislang erzielten Fortschritte durch PeBeM.

Was gleich zu Beginn festgehalten werden konnte, war die Erkenntnis, dass es den einen Weg, die ultimative Checkliste, nicht gibt. Jede einzelne Einrichtung stand zu Projektbeginn vor ganz eigenen Herausforderungen und tut es noch heute. Auch Rückschläge und Fehler hat es überall gegeben, aber alle sind drangeblieben und haben weitergemacht.

Für Katharina Bauereisen und das Neumarkter Seniorenheim bestand zu Projektbeginn die größte Herausforderung beispielsweise darin, alle Mitarbeiter mit ins Boot zu holen und sie von dessen Sinn zu überzeugen. „Unsere Personalsituation war damals schon gut und Veränderungen werden immer erst kritisch beäugt. Deswegen hat es auch ein bisschen gedauert, bis alles wirklich ins Laufen gekommen ist“, erzählt sie.

Rückblickend habe sich im Haus seit Beginn von PeBeM noch mehr als erwartet zum Positiven verändert. Die Zusammenarbeit zwischen den Wohnbereichen sei so gut wie noch nie, durch die Mitarbeiteranalysen hätten sich viele Möglichkeiten ergeben und auch das Leitungsteam lege mehr Wert auf langfristige Entwicklung. Außerdem sei deutlich geworden, wie wichtig die Weiterbildung von Fachkräften und ein Denken „out of the box“ ist.

Ganz anders als in Neumarkt waren die Ausgangssituationen in den Projekteinrichtungen in Amberg, Deggendorf, Feldafing, Füssen, Haiming und Neuburg. Zum Teil mussten die Verantwortlichen hier zwischen schwerwiegenden personellen Veränderungen und hohen Krankheitsquoten versuchen, ihren eigenen Weg zu finden und PeBeM bestmöglich im eigenen Haus umzusetzen. Dabei – und das bestätigten alle Anwesenden – sei es oft gar nicht so einfach gewesen, das Projekt zwischen täglichen Herausforderungen im Pflegealltag nicht aus den Augen zu verlieren.
 

GruppenbildEva Rothmeier
PeBeM hat bei allen Höhen und Tiefen mit sich gebracht, aber auch nach Projektabschluss wollen alle teilnehmenden Einrichtungen mit den gewonnen Ergebnissen und Ansätzen weiterarbeiten.

Was einstimmig bei PeBeM als positiv hervorgehoben wurde, waren die Gespräche mit den Mitarbeitern, die durch alle Ebenen hindurch viel Gutes und Neues gebracht hätten. „Unsere bereichsübergreifende Zusammenarbeit ist sehr viel besser geworden, es gibt eine klare Aufgabenstruktur und durch die Stecktafel weiß jeder, was er zu tun hat“, bestätigt auch Melanie Zogler, Einrichtungsleiterin des BRK Seniorenhauses Bischof Sigismund Felix in Haiming.

Bei dem Treffen in Neumarkt kam aber auch klar zur Sprache, was den Projektteilnehmern gefehlt und worin sie sich mehr Unterstützung gewünscht hätten. Mehr Praxisnähe und mehr Coaching waren hier die Stichworte, die von allen genannt wurden.

Der Nachmittag in Neumarkt stand dann ganz im Zeichen der Reflexion und Zusammenfassung aller gesammelten Ideen. „Es war eine spannende Veranstaltung und ich bin überzeugt, dass der Blickwinkel der Anwesenden noch einmal erweitert und ihre Motivation, auch nach Projektabschluss weiterzumachen, gesteigert werden konnte“, freute sich Projektleiterin Nelleke Jakob abschließend. 

Und das bestätigen auch die Teilnehmer: Nach Abschluss der Projektphase wollen alle mit den gewonnenen Ergebnissen und Ansätzen – die sie teils auch vom Austausch mit den Kollegen neu mitnehmen konnten – weitermachen und ihre Häuser und Mitarbeiter so weiter voranbringen.