Drei Tage Katastropheneinsatz für den Wasserrettungszug Ostbayern

Die ersten Junitage 2024 stehen in vielen Teilen Bayerns ganz im Zeichen des Hochwassers. Die Wasserwacht Bayern stellt für solche Fälle im Auftrag des Freistaats Bayern fünf Katastrophenschutz-Wasserrettungszüge (K-WRZ) zur Unterstützung der öffentlichen Einsatzkräfte bei Hochwasser und anderen Großschadenslagen rund um die Uhr zur Verfügung. Der BRK-Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz stellt als Teil dieses Hilfeleistungskontigents gemäß dem Konzept zur länderübergreifenden bzw. überregionalen Katastrophenhilfe den Wasserrettungszug Ostbayern. Dieser war jetzt drei Tage im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm im Einsatz.

Von Eva Rothmeier

Pfaffenhofen. Am Sonntagnachmittag hieß es für den Wasserrettungszug Ostbayern unter der Leitung von Andreas Schmeisl, stellvertretender Vorsitzender der Wasserwacht des Bezirksverbands Niederbayern/Oberpfalz, „auf nach Manching im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm". Geplant war, die Nacht über zu schlafen und ab Montag, 3. Juni, morgens in den Einsatz zu gehen.

„Zusammen mit anderen Helfern haben wir die Bewohner einiger Ortschaften vorsorglich in Sicherheit gebracht.“ Zugführer Andreas Schmeisl

Bereits am Sonntagabend wurden die Einsatzkräfte laut Schmeisl allerdings zu einem kleinen Dammbruch im Ort Ebenhausen-Werk alarmiert. Dort angekommen reichten die anwesenden Einsatzkräfte aber doch aus und der Zug kehrte nach Manching zurück.

„Noch vor dem Frühstück am Montag brach ein weiterer Damm nahe Pichl, wo das Wasser langsam steigend zum Ort lief“, erzählt Zugführer Andreas Schmeisl am Mittwoch. Der „Zug“ machte sich deshalb sofort auf den Weg und unterstützte zusammen mit einer örtlichen Schnelleinsatzgruppe die Feuerwehr bei der Vorbereitung der Evakuierung.

Nachdem klar war, dass hier kein Wasserrettungseinsatz zu erwarten war, wurde der Rettungszug wieder ins Einsatzzentrum nach Manching verlegt. Am Ortsende wurde das Kontingent allerdings von einer Anwohnerin aufgehalten, die ihren Mann in einem Haus vermisste, das bereits vom Wasser eingeschlossen war. Die Wasserretter überprüften dies und konnten den Mann wohlauf antreffen.

Nach dem verspäteten Frühstück in Manching konnte der WRZ Ostbayern zusammen mit den örtlichen Wasserwachten die Feuerwehr und die Bundeswehr bei der Deichverteidigung absichern und unterstützen.

Am Nachmittag wurde der Ostbayernzug erneut zu einer kritischen Lage gerufen, dieses Mal im kleinen Dorf Lindach. Ein weiterer Damm war gebrochen, das Wasser lief mit starker Strömung durch den Ortskern und der Wasserstand stieg stetig. „Feuerwehr und Anwohner haben versucht, mit Sandsäcken einen Notdamm zu errichten, aber es war nicht klar, ob das reicht. Zusammen mit anderen Helfern haben wir deshalb vorsorglich mit der Evakuierung des Dorfs begonnen“, berichtet Schmeisl weiter.

Tatkräftige Unterstützung erhielten sie von der Bundeswehr, der Polizei, drei weiteren Schnelleinsatzgruppen und einem Transportkontingent des BRK Oberbayern und konnten so viele Leute in Sicherheit bringen.

Allerdings wurde Lindach zunehmend vom Wasser eingekesselt, das aus allen Richtungen kam. Die zuführende Bundesstraße war überflutet und auch der Ortsausgang konnte mittlerweile weder zu Fuß noch mit dem Auto erreicht werden. „Ein Anwohner wollte zum Beispiel mit seinem Auto das Dorf verlassen, blieb aber im Wasser stecken. Er musste von den Wasserrettern aus dem Fahrzeug geholt werden“, erzählt Schmeisl.

„Nach über 24 Stunden im Einsatz haben wir vorsorglich die komplette Mannschaft unseres Ostbayern-Zugs ausgetauscht und so für neue Kraft gesorgt. “ Andreas Schmeisl, stellvertretender Vorsitzender der Wasserwacht des Bezirksverbands Niederbayern/Oberpfalz

Aufgrund der verschärften Lage wurde beschlossen, alle Bewohner und Helfer sofort aus dem Ort zu bringen, was schließlich auch gelang. Mit einem großen Fahrzeug der Bundeswehr konnten auch die letzten Helfer, die noch im Einsatz waren, in dem trockenen Bereich abgesetzt werden.

Parallel begann das Wasser allerdings, weiter in den Nachbarort Westenhausen zu laufen. Ein Trupp des Rettungszuges erkundete hier die Lage. Alle Einwohner waren bereits durch den Einsatz in Lindach vorbereitet und verließen das Dorf eigenständig.

„In Anbetracht einer eventuell anstehenden Groß-Lage in den frühen Morgenstunden und weil wir Helfer schon über 24 Stunden im Einsatz waren, haben wir vorsorglich die komplette Mannschaft des Ostbayern-Zugs in Manching ausgetauscht“, berichtet Schmeisl.

Mit frischen Kräften in den Einsatz

Die zusätzlich bereitstehenden Helfer des BRK-Bezirksverbands Niederbayern/Oberpfalz kamen noch in der Nacht direkt ins Einsatzgebiet und lösten mit frischer Power das Personal vor Ort aus.

Das gab der Einsatzleitung vor Ort auch die Möglichkeit, länger Unterstützung durch die Kräfte aus Niederbayern und der Oberpfalz zu bekommen. Zudem wurden zwei Züge aus dem Bereitstellungsraum in Landau an der Isar (Niederbayern) angefordert.

Die Leitung des zweiten Wasserrettungszuges Ostbayern übernahm Zugführer und Wasserwachtsarzt Dr. Philipp Wolf. Da die Deichsicherungsmaßnahmen bis dato erfolgreich waren, kam es am Dienstag, 4. Juni, zu keinem großen Deichbruch in den Morgenstunden.

Es ging zurück zu den Familien

Der Wasserrettungszug Ostbayern übernahm tagsüber die Absicherung des Wasserwirtschaftsamtes und der Feuerwehreinsatzkräfte bei technischen Arbeiten am Wasser und wurde zum Glück nicht für weitere Akutlagen benötigt. Gegen 22 Uhr wurde von der Einsatzleitung beschlossen, dass die Helfer wieder zu ihren Familien nach Hause fahren können.

„Die Lage war teilweise wirklich kritisch. Wir sind stolz, dass wir helfen konnten und dankbar, dass es keine Personenschäden gab“, sagte Schmeisl am Mittwochmorgen.

Der Wasserwacht-Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz bedankt sich bei allen 64 Einsatzkräften für ihr Durchhaltevermögen und die professionell abgearbeiteten Einsätze.