"Wir werden uns in einigen Dingen neu aufstellen müssen"
"Nur wenn du nach innen geordnet bist, kannst du auch nach außen zielorientiert und vertrauensvoll arbeiten und dich präsentieren", sagt der BRK-Bezirksvorsitzende Hans Rampf. Im Interview mit Frank Betthausen erklärt er, wo er die größten Herausforderungen der nächsten Jahre sieht - und warum er in seinem neuen Amt von seiner langjährigen Erfahrung als Oberbürgermeister von Landshut und Restaurant-Geschäftsführer profitiert.
Herr Rampf, was macht das BRK für Sie aus?
Hans Rampf: Durch die langjährige Zugehörigkeit ist mir das interne Leben mittlerweile gut bekannt – genauso wie das externe, das diese große Organisation ausmacht. Ich denke, es gibt in diesem Land kaum einen wichtigeren Baustein für humanitäre und gesundheitliche Themen. Das BRK deckt alle Lebensbereiche ab – ja, wir begleiten die Menschen auf ihrem Weg bis zum Ende. Diese Einsatzfelder haben mich in den letzten Jahren immer mehr fasziniert und geprägt. Beim BRK stehen Ernsthaftigkeit und der Mensch im Vordergrund.
Was hat Sie bewogen, den Bezirksvorsitz zu übernehmen?
Hans Rampf: Daran war Wissenschaftsminister Bernd Sibler maßgeblich beteiligt. Dadurch, dass ich in den vergangenen vier Jahren als Delegierter unseres Bezirksverbands Mitglied des Landesvorstands war, habe ich doch einige Einblicke in die Interna erhalten. Mein Vorgänger Bernd Sibler, der ja durch einen entsprechenden Kabinettsbeschluss keine Möglichkeit mehr hatte, zu kandidieren, kam damals mit Bezirksgeschäftsführer Mario Drexler auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, das Amt weiterzuführen. Und nachdem ich nach knapp 18 Jahren als Kreisvorsitzender in Landshut von diesem Posten etwas Abstand nehmen wollte, hat mich dieser interne Wechsel gereizt. So habe ich zugesagt - weil ich es mir gesundheitlich noch zutraue und auch denke, dass ich aus meinen bisherigen Erfahrungswerten viel mitnehmen kann.
Was haben Sie sich für die nächsten vier Jahre vorgenommen?
Hans Rampf: Der erste Punkt, der mir wichtig ist: Ich möchte den guten Stand, den wir im Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz haben, weiterführen. Die Vorstandschaft, so wie ich sie erlebt habe, ist auf allen Positionen bestens aufgestellt und hat sehr gut gearbeitet. Und: Wir haben eine hervorragend organisierte Zentrale. Ansonsten bin ich in der glücklichen Lage, dass ich etwas mehr Zeit habe als der klassische Politiker. Ich möchte von Beginn an in vielen Gesprächsrunden mitwirken und mich einbringen, um einen Insiderblick zu bekommen. Ein Bezirksvorsitzender muss Hintergrundwissen haben, um sich einzubringen, falls tatsächlich einmal irgendwo Auffälligkeiten oder Handlungsbedarf gegeben wären. So, wie er die Hintergründe kennen muss, wenn es darum geht, große Projekte zu begleiten – etwa die Sanierung des Pflegeheims in Zandt.
„Ein Bezirksvorsitzender muss Hintergrundwissen haben, um sich einzubringen, falls tatsächlich einmal irgendwo Auffälligkeiten oder Handlungsbedarf gegeben wären." Hans Rampf
Man sagt Ihnen eine sehr bodenständige, praxisnahe Art nach.
Hans Rampf: Ich habe ja 25 Jahre lang neun Restaurants geleitet. In meinen Betrieben mit mehr als 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern habe ich immer großen Wert auf den inneren Aufbau und die innere Struktur gelegt. Ich kann nur überzeugend auftreten, wenn meine Häuser von oben nach unten gut geordnet sind. In der Politik habe ich es genauso gehalten. Ich habe in Landshut keine Denkmäler gesetzt.
Ich war nie der Überflieger, aber ich habe immer mein Haushaltsbudget eingehalten und hatte nach zwölf Jahren auch Schulden abgebaut. Ich habe mich meinen Pflichtaufgaben gewidmet – etwa den Kindergärten, dem Bildungswesen und den sozialen Belangen. Nur wenn du nach innen geordnet bist, kannst du auch nach außen zielorientiert und vertrauensvoll arbeiten und dich präsentieren.
Was sind die ersten Eindrücke, die Sie vom Bezirksverband gewonnen haben?
Hans Rampf: Geschäftsführer Mario Drexler ist ebenfalls jemand, der sehr basisorientiert denkt und arbeitet. Er setzt seine Ziele um und kommt seiner Controlling-Funktion und seiner Begleitung der Abläufe erfolgreich nach. Das war der erste Eindruck, den ich gewonnen habe – dass der Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz sehr gut strukturiert ist.
Wo erwarten Sie in den nächsten Jahren die größten Herausforderungen fürs BRK?
Hans Rampf: Wir werden uns in einigen Dingen ohne Frage völlig neu aufstellen müssen. Beispielweise in Sachen Digitalisierung. Da haben wir Nachholbedarf. Auch der Wettbewerb im Rettungsdienst wird uns in Zukunft große Flexibilität abverlangen. Dazu kommt die Riesenaufgabe, den Pflegeberuf zu stärken, Fachkräfte zu gewinnen und in diesem Bereich Arbeitserleichterungen für unsere Mitarbeiter zu schaffen. All das macht es erforderlich, dass wir beim BRK mit einer Stimme sprechen – von den Kreisverbänden bis zur Landesgeschäftsstelle. Unter dem Strich geht es bei all dem immer darum, nach außen zu zeigen, dass wir die Organisation sind, die da ist, wenn es den Menschen schlecht geht oder der Mensch Hilfe braucht.
„Ich war nie der Überflieger, aber ich habe immer mein Haushaltsbudget eingehalten und hatte nach zwölf Jahren auch Schulden abgebaut. Ich habe mich meinen Pflichtaufgaben gewidmet – etwa den Kindergärten, dem Bildungswesen und den sozialen Belangen.“ Hans Rampf
Sie haben in Ihrer Vorstellung bei der Bezirksversammlung gesagt: „Die Nachwehen der Pandemie werden auch uns erreichen“. Was erwarten Sie konkret an Folgen?
Hans Rampf: Ich habe keine Angst, aber Bedenken, dass wir in einigen Bereichen – wenn ich nur an die Heime oder den Rettungsdienst denke – mit einer neuen Zahlenlage konfrontiert werden. Es wird sicher auch bei uns nicht alles mit Ausgleichszahlungen oder einem Rettungsschirm abgeklärt sein – auch wenn er jetzt noch einmal verlängert worden ist.
Wenn das bei uns einschlägt, werden wir in naher Zukunft eventuell sogar Defizite schreiben – was nicht unsere Aufgabe ist. Unser Ziel ist immer eine schwarze Null. Die Pandemie und ihre Folgen haben in den Heimen die Belegungszahlen zum Teil deutlich absinken lassen. Das wird auch uns bei den Umsätzen unter Umständen Schwierigkeiten bereiten. Noch dazu, wo zu befürchten ist, dass wir nicht die Rettungsschirmzulagen bekommen, die wir uns bisher erarbeitet hatten. Da müssen wir auf der Hut sein.
Wie lautet Ihr Appell an die Politik?
Hans Rampf: Die vermehrt auftretenden Naturkatastrophen und Unfallsituationen zwingen die Gesellschaft zu noch höheren technischen und personellen Ausstattungen der Hilfsorganisationen. Hier ist die Staatsregierung verantwortlich, Zentren wie das BayZBE, das Bayerische Zentrum für besondere Einsatzlagen, weiter verstärkt zu fördern. Unser Präsident Theo Zellner mahnt zu Recht an, dass der Entwurf einer Novelle zum Bayerischen Rettungsdienstgesetz des Innenministeriums eine Aufwuchsfähigkeit faktisch ausschließt.
Ehrenamtliche müssen entsprechend aufgebaut sowie aus- und weitergebildet und mit angemessenen Rahmenbedingungen motiviert werden. Jeder Euro ist hier zum Schutz der Bevölkerung nachhaltig gut investiert. Ein Ereignis, das beispielhaft aufgezeigt hat, wie wichtig dies ist, war das schwere Zugunglück im tschechischen Milavče Anfang August. 40 BRK-Kräfte aus dem Kreisverband Cham, darunter viele Ehrenamtliche, waren damals innerhalb von 30 Minuten im Nachbarland.
„Ehrenamtliche müssen entsprechend aufgebaut sowie aus- und weitergebildet und mit angemessenen Rahmenbedingungen motiviert werden.“ Hans Rampf
Sie unterstützten dort ihre tschechischen Retterkollegen. Im Übrigen haben die Geschehnisse bei Domažlice auch bewiesen, welchen Stellenwert die Arbeit des Kompetenz- und Koordinierungszentrums Grenzüberschreitender Rettungsdienst zwischen Deutschland und Tschechien mit Sitz im Rettungszentrum Furth im Wald hat.