Pflegekarriere fern der eigenen Heimat

Mutiger Neuanfang fern der Heimat
Seit September letzten Jahres besuchen die jungen Leute unsere BRK-Berufsfachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe in Neustadt an der Waldnaab und absolvieren die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft. Dafür haben sie ihre Heimat verlassen und Familie und Freunde zurückgelassen. (Fotos: Eva Rothmeier)

Immer mehr junge Menschen aus aller Welt verlassen ihre Heimat, um in Deutschland eine Ausbildung zur Pflegefachkraft zu absolvieren. Ein mutiger Neuanfang, der nicht nur von persönlichen Ambitionen, sondern auch vom globalen Bedarf an qualifiziertem Pflegepersonal geprägt ist. Doch was motiviert die jungen Frauen und Männer dazu? 

Von Eva Rothmeier

Neustadt an der Waldnaab. Sie kommen aus Indien, Syrien, dem Irak, dem Iran und sogar aus Madagaskar – und sie alle haben ihre Heimat, ihre Familie und ihre Freunde zurückgelassen, um bei uns in Deutschland neu anzufangen. 

Gemeinsam besuchen sie unsere BRK-Pflegefachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe in Neustadt an der Waldnaab und absolvieren seit September die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft. Im Gespräch mit unserer Pressestelle verraten die Schüler, wie sie sich in Bayern und ihrer Arbeit eingelebt haben und ob der Schritt in ein neues Leben für sie der richtige war.

„Die Zukunftsaussichten in meinem Heimatland Madagaskar sind für junge Leute nicht gut. Deshalb war für mich schon früh klar, dass ich Madagaskar verlassen muss, wenn es mir und meiner Familie irgendwann mal besser gehen soll“, erzählt Hajanirina Judicael Rakotomalala.

„Das Leben in Bayern gefällt mir und ich kann gut mit Menschen umgehen. Deshalb habe ich mich für diese Ausbildung entschieden.“ 

Hajanirina Judicael Rakotomalala, Pflegefachschüler aus Madagaskar, der jetzt in Weiden lebt

2023 ist der 25-Jährige deshalb als Au-Pair nach Deutschland gekommen und hat die ersten zwölf Monate bei einer Gastfamilie in Weiden in der Oberpfalz verbracht. Für ihn war das auch rückblickend die absolut richtige Entscheidung, weil Hajanirina zuerst einmal die neue Sprache wirklich gut lernen wollte. 

In dieser Zeit hat er nach eigener Aussage Bayern mit seinen Menschen und Gepflogenheiten kennen und schätzen gelernt. Jetzt absolviert er seine Ausbildung zur Pflegefachkraft in der Ambulanten Pflege beim BRK in Weiden. „Ich wollte auch nach meiner Au-Pair-Zeit hier in Deutschland und vor allem in Bayern bleiben. Und weil ich gut mit Menschen umgehen kann, habe ich mich für diese Ausbildung entschieden“, berichtet er.

Im Klassenverband gut eingelebt
Sowohl in ihrer Klasse als auch an ihren Arbeitsstellen haben sich die internationalen Pflegeschüler sehr gut eingelebt. Die deutsche Sprache ist aber gerade im Unterricht und bei Tests für viele noch eine Herausforderung.

Ähnlich wie Hajanirinas Geschichte klingen auch viele andere Erzählungen der internationalen Schülerinnen und Schüler, die die BRK-Berufsfachschule für Pflege und Altenpflegehilfe in Neustadt an der Waldnaab besuchen. Sie alle wollen für sich eine bessere und sichere Zukunft. Und mit ihrer Entscheidung, ihr Heimatland zu verlassen und in der Ferne allein einen Neustart zu wagen, haben sie einen mutigen Schritt in diese Richtung getan.

Doch wie schwer ist es, vom Ausland aus eine Ausbildungsstelle in der Pflege zu finden? „Das ist eigentlich gut organisiert. Wer sich dafür interessiert, muss zunächst einige Monate die deutsche Sprache lernen, um sich verständigen zu können. Dann bewirbt man sich und wenn das Vorstellungsgespräch, das natürlich online stattfindet, positiv verläuft, beginnen die nächsten Schritte wie Visum beantragen und so weiter. Wenn das Visum bewilligt und mit dem künftigen Arbeitgeber alles besprochen ist, kann man sich auch schon um einen Flug kümmern. Die Arbeitgeber helfen dann manchmal auch bei der Wohnungssuche und der Eingewöhnung“, erzählen sie gemeinsam.

Wie lange es dauert, bis das Visum genehmigt wird, ist dabei ganz unterschiedlich. Zwischen zwei Wochen und vielen Monaten ist alles möglich, das hängt laut den Auszubildenden immer auch davon ab, wie schnell sämtliche Unterlagen komplett vorhanden sind.

Zwischen wenigen Monaten und einigen Jahren leben die elf Schülerinnen und Schüler der Pflegefachschule nun in Deutschland und haben viele unterschiedliche Erfahrungen gesammelt. Doch in einem sind sich alle einig: Die Sprache, vor allem aber der bayerische Dialekt, ist für jeden Einzelnen die größte Herausforderung in diesem neuen Lebensabschnitt.

„Wir vermissen unsere Heimat, aber wenn wir an unsere Zukunft denken, dann wissen wir, dass die Entscheidung richtig war.“ 

Angehende internationale Pflegefachkräfte auf die Frage, ob sie den Schritt nach Deutschland je bereut haben.

BRK-Pflegeschule
118 Auszubildene besuchen aktuell die Berufsfachschule in Neustadt an der Waldnaab.

„Wenn man sich mit den Kollegen, Patienten, Bewohnern, Lehrern und Mitschülern verständigen kann, läuft alles eigentlich ganz gut. Aber wer damit Schwierigkeiten hat, stößt oft auf Unverständnis und wenig Geduld“, berichten sie übereinstimmend.

Die Sprache spielt auch in der Berufsschule eine wichtige Rolle. „Gerade die, die erst seit wenigen Monaten hier in Deutschland leben, brauchen einfach noch länger, bis sie im Unterricht oder auch in einem Test die Aufgabenstellung wirklich verstanden haben. Das kostet oft wertvolle Zeit“, sagen die Pflegefachschüler.

Von den sprachlichen Schwierigkeiten abgesehen sind alle aber durchweg überzeugt von ihrer Ausbildung und berichten begeistert von ihrem Arbeitsalltag. Das bestärkt die jungen Leute auch darin, dass sie mit diesem Schritt in die Ferne eine richtige Entscheidung getroffen haben.

„Trotzdem haben wir Heimweh. Wir vermissen unsere Familien und Freunde, das Essen in unseren Heimatländern und natürlich auch unsere Kultur. Aber wenn wir an unsere Zukunft denken und an die Möglichkeiten, die sich hier für uns bieten, dann wissen wir, dass wir richtig gehandelt haben. Und dabei können wir dann ja auch unserer Familie daheim helfen“, sagt Hajanirina.

Stand jetzt sagen alle, dass sie auch nach ihrer Ausbildung weiter hierbleiben und in Deutschland arbeiten möchten, doch ein Besuch in der Heimat steht ganz oben auf der persönlichen Wunschliste.

Unterstützen Sie jetzt ein Hilfsprojekt mit Ihrer Spende