Ohne sie wäre der Heimalltag in Neutraubling deutlich ärmer
Ursula Böhm war 60 Jahre alt, als sie sich - drei Jahre vor der Rente - für eine weitere Ausbildung entschied. Sie sattelte auf eine Stelle in der Altenpflege um und arbeitete bis zum Ruhestand im BRK-Senioren- und Servicezentrum in Neutraubling. Dort engagiert sie sich bis heute als Vorsitzende der Bewohnervertretung. Gesundheitsminister Klaus Holetschek und der Freistaat Bayern würdigten ihren Einsatz am Donnerstag mit dem "Weißen Engel".
Von Frank Betthausen
Neutraubling/Amberg. Ursula Böhm, die sie in Neutraubling alle nur Uschi rufen, hat etwas höchst Ungewöhnliches, Beachtliches getan. Sie war 60, als sie noch einmal eine Ausbildung machte. Die heute 75-Jährige stand damals drei Jahre vor der Rente – und entschied sich nach einer längeren Job-Pause dafür, umzulernen. Böhm war früher in der Kinderpflege tätig und sattelte in einem Alter, in dem so mancher andere eher ans Aufhören als an den Neuanfang denkt, auf die Altenpflege um. Nach ihrer einjährigen Lehrzeit und einem Praktikum trat sie eine Stelle als Altenpflegehelferin im BRK-Senioren- und Servicezentrum in Neutraubling an.
„Sie setzen sich unermüdlich für Verbesserungen ein." Gesundheitsminister Klaus Holetschek
Dort war sie bis zu ihrem Ruhestand im Dienst. Wäre sie diesen Weg nicht gegangen, wäre sie am Donnerstag in Amberg nicht von Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek mit dem „Weißen Engel“ geehrt worden…
Das bayerische Gesundheits- und Pflegeministerium vergibt die Auszeichnung einmal jährlich in jedem Regierungsbezirk, um die Verdienste von Ehrenamtlichen zu würdigen – etwa in Alten- und Pflegeheimen, in der Sterbebegleitung oder in der Betreuung von Demenzkranken.
Böhm nahm ihre Urkunde mit weiteren Geehrten aus der Oberpfalz im Landesamt für Pflege entgegen – als Anerkennung ihres Engagements für die Bewohnervertretung des BRK-Senioren- und Servicezentrums in Neutraubling. Seit August 2010 leitet sie das Gremium und bringt sich an ihrer alten Arbeitsstätte – Träger des Heims ist der BRK-Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz – in vielfältiger Weise ein.
Als gute Seele des Hauses, das Michael Melcher leitet, erledigt Böhm Besorgungen und Einkäufe für die Bewohner oder unterstützt sie bei Behördengängen.
Sie assistiert den Kollegen aus der sozialen Betreuung und hilft bei Ausflügen mit, wenn es darum geht, Senioren mit besonderem Unterstützungsbedarf tatkräftig zur Seite zu stehen.
Was den Minister in Amberg an Böhms Arbeit besonders beeindruckte: „Sie sorgen sich auch um die Schwersterkrankten und um die Sterbenden.“ Für diese schwierigen Tätigkeiten habe sich die Neutraublingerin extra schulen lassen und weitergebildet.
„Sie sind eine große Bereicherung für das BRK-Senioren- und Servicezentrum und setzen sich unermüdlich für Verbesserungen ein. Dafür möchte ich Ihnen ganz persönlich großen Respekt zollen“, sagte der CSU-Politiker an die Adresse der 75-Jährigen, die in Begleitung Michael Melchers und ihres Mannes Rudolf nach Amberg gekommen war.
Auch Neutraublings Bürgermeister Harald Stadler und Regensburgs 3. stellvertretende Landrätin Maria Scharfenberg reisten zu der Feierstunde an, um der verdienten Bürgerin zu gratulieren.
Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung bekannte die Vorsitzende der Bewohnervertretung: „Ich bin sehr überrascht, ich hatte keine Ahnung.“ Wie ihr Heimleiter berichtete, hatte er Ursula Böhm gemeinsam mit Petra Haslbeck, der Leiterin des Fachbereichs Senioren und Inklusion am Regensburger Landratsamt, für die Auszeichnung vorgeschlagen.
„Ich bin froh und dankbar um diese Anerkennung. Das hat sie sich wirklich verdient.“ Heimleiter Michael Melcher
„Ich freue mich sehr“, erklärte die agile Ruheständlerin, die direkt gegenüber dem BRK-Senioren- und Servicezentrum wohnt und dort bis heute nahezu täglich zu Besuch ist. Sie werde versuchen, solange weiterzumachen, solange sie könne. „Die Menschen liegen mir alle am Herzen“, sagte sie.
Wie sehr, das hatte ihr kurz zuvor Klaus Holetschek in seiner Laudatio bescheinigt. Der Gesundheitsminister würdigte das „große Engagement“ Böhms für die Interessen der Bewohner – unter anderem bei den jährlichen Pflegesatzverhandlungen.
Durch ihren herausragenden Einsatz habe es in Neutraubling bereits einige bauliche und organisatorische Verbesserungen gegeben.
Ursula Böhm, die für ihre Hartnäckigkeit bekannt ist, bezeichnete sich im Gespräch mit der Pressestelle des BRK-Bezirksverbands augenzwinkernd als „Reißnagel von Herrn Melcher“. Gleichzeitig lobte sie die Zusammenarbeit mit dem Einrichtungsleiter, seine aufgeschlossene Art und die Tatsache, dass er immer ein offenes Ohr für den Heimbeirat habe.
Melcher selbst brachte seine Dankbarkeit darüber zum Ausdruck, dass Böhm immer wieder auch kritisch und mit Nachdruck Weiterentwicklungen im Blick habe. „Ich bin angewiesen auf Rückmeldungen zu dem, was nicht funktioniert, um den Betrieb zu verbessern und auf einem hohen Niveau zu halten“, sagte er.
Von der Auszeichnung für Ursula Böhm sei er begeistert. „Ich bin froh und dankbar um diese Anerkennung. Das hat sie sich wirklich verdient“, meinte Melcher.
Nicht zuletzt, weil sie ihren vielen Aufgaben – und das hat sie mit allen Geehrten vom Donnerstag gemeinsam – im Alltag sonst still, leise und von der Öffentlichkeit unbemerkt nachgehe…