In Neustadt wird Pflegewissen mit Herz und Verstand vermittelt

Schulleiterin mit Herz
Seit 2007 ist Iris Engelbrecht-Schärl Schulleiterin der BRK-Berufsfachschule in Neustadt an der Waldnaab. (Fotos: Eva Rothmeier)

Sie ist eine der ältesten Pflegefachschulen Bayerns: die BRK-Berufsfachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe in Neustadt an der Waldnaab. Seit 1969, also seit über 55 Jahren, steht die traditionsreiche Einrichtung für die Vermittlung von Fachkompetenz und Menschlichkeit in der Pflege – ein Erbe, auf das Schulleiterin Iris Engelbrecht-Schärl mit Recht stolz ist.

Von Eva Rothmeier

Neustadt an der Waldnaab. „Altenpflege wird immer wichtiger“ titelte die Lokalzeitung „Der Neue Tag“ in einem Bericht vom 13. Oktober 1969. Grund dafür war, dass das Bayerische Rote Kreuz eine Fachschule für Altenpflege in Weiden eröffnen wollte und noch Schüler dafür gesucht wurden. 

Den Anfang im ersten Lehrgang machten schließlich sieben junge Frauen und nur ein Mann, da laut Zeitungsbericht „der größte Teil der Männer, die sich gemeldet hatten, teils wegen Mangels körperlicher Eignung und teils wegen nichtbestandenen Intelligenztests zurückgewiesen werden mussten“.

Über diesen Artikel muss Schulleiterin Iris Engelbrecht-Schärl bis heute schmunzeln. „Solche Zeilen dürften heute sicher nicht mehr veröffentlicht werden. Aber der Großteil unserer Schüler ist immer noch weiblich, wobei das sicher nichts mit der mangelnden Intelligenz der männlichen Interessenten zu tun hat“, sagt sie.

„Wir sind hier in Neustadt an der Waldnaab total zufrieden. Alle fühlen sich wohl.“ 

Iris Engelbrecht-Schärl, Schulleiterin an der BRK-Berufsfachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe

Neue Heimat in Neustadt
Seit 2011 hat die in Weiden gegründete BRK-Berufsfachschule in der Felixallee in Neustadt an der Waldnaab ihre Heimat gefunden.

Die 56-Jährige ist selbst gelernte Altenpflegerin und ist nach ihrer Ausbildung zur Pflegepädagogin und Stationen als Lehrerin an den Pflegeschulen in Weiden, Bayreuth und Plattling seit Juli 2007 hier Schulleiterin.

In dem Gebäude in der Felixallee in Neustadt an der Waldnaab hat die in Weiden gegründete BRK-Berufsfachschule, die seit 2001 unter der Trägerschaft des BRK-Bezirksverbands Niederbayern/Oberpfalz steht, seit 2011 ihre Heimat gefunden. „Wir sind hier total zufrieden. Gerade wurden alle Toiletten saniert und wir konnten noch zusätzliche Sozialräume für die Schüler einrichten. Alle fühlen sich wohl“, erzählt Iris Engelbrecht-Schärl.

Übungszimmer
118 Auszubildende besuchen aktuell die Berufsfachschule. Dieses Zimmer ist für Übungszwecke perfekt ausgestattet.

Aktuell besuchen 118 Auszubildende die Einrichtung. In der generalistischen Ausbildung zur Pflegefachkraft sind 32 im ersten Lehrjahr, 26 im zweiten und 26 im dritten Ausbildungsjahr. Die Helferklasse besuchen derzeit 35 Schüler. Die Abbrecherquote ist grundsätzlich eher gering. „Wir können uns glücklich schätzen, weil wir hier in der Region sehr gut verwurzelt sind und keine Nachwuchsprobleme haben. Viele Pflegeheimleiter waren selbst an dieser Schule und machen bei ihren Azubis natürlich auch Werbung für uns“, freut sich die Schulleiterin.

Sie hat selbst immer noch zwei Klassenleitungen inne und freut sich besonders, wenn sie ihre Schüler bei Außeneinsätzen in den Einrichtungen besuchen kann. „Ich brenne einfach für die Langzeitpflege und freue mich immer sehr, wenn ich wieder Praxisluft schnuppern kann“, verrät die 56-Jährige.

Auch zur generalistischen Ausbildung, die 2020 die dreijährigen Ausbildungen in der Pflege (Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege) abgelöst hat, nimmt sie klar Stellung. „Ich sehe hier Herausforderungen, da der Lehrplan in Teilen sehr wissenschaftlich ist und für viele Schüler eine Umstellung bedeutet“, erklärt sie. Umso mehr setzt sie sich gemeinsam mit ihrem engagierten Team dafür ein, den Auszubildenden mit Herz und Verstand dieses umfangreiche Pflegewissen näherzubringen und sie bestmöglich auf ihren Berufsalltag vorzubereiten.

„Ich würde mir wünschen, dass die Auszubildenden an den Schulen wieder mehr Ausdauer und Durchhaltevermögen zeigen.“ 

Schulleiterin Iris Engelbrecht-Schärl

Gelernte Altenpflegerin
Die 56-Jährige Schulleiterin ist selbst gelernte Altenpflegerin und brennt immer noch für die Langzeitpflege.

„Der Zusammenhalt in unserem Kollegium ist sehr gut und wir schaffen es jedes Jahr, unsere Schüler im Unterricht und auch im persönlichen Gespräch immer wieder neu für ihren Beruf zu motivieren“, erzählt Iris Engelbrecht-Schärl. Dabei werde viel Wert auf Innovation, ein gutes Qualitätsmanagement und eine ökologische Herangehensweise im Schulalltag gelegt. Aktionen wie ein „Verschenke-Tisch“ oder Kleidertausch-Nachmittage seien beispielsweise Standard.

Ein Projekt, auf das die Schulleiterin besonders stolz ist, ist das der Lebensbücher. „Unsere Schüler dürfen im zweiten Ausbildungsjahr einen ihrer Patienten näher begleiten und über dessen Leben ein Buch gestalten. Das kann mit Hilfe von Fotos, Zeichnungen, Geschichten und vielem mehr geschehen. Hier entstehen oft wahnsinnig tolle und kreative Sachen, die natürlich auch für den Patienten und seine Angehörigen ganz besonders sind. Das Original dürfen diese nämlich behalten“, erklärt die Schulleiterin.

Iris Engelbrecht-Schärl weiß, wie sehr der Pflegealltag sich gerade in den letzten Jahren verändert hat und wie hoch die Anforderungen an das Personal sind. „Für die Zukunft würde ich mir deshalb wünschen, dass in den Einrichtungen der Einsatz der Mitarbeiter noch mehr geschätzt wird. Und an den Schulen wünsche ich mir, dass die Auszubildenden wieder mehr Ausdauer und Durchhaltevermögen zeigen. Das lohnt sich nämlich für diesen tollen Beruf“, sagt sie. 

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