Arbeit? Nein, für ihn ist seine Aufgabe eine Berufung
Wer den gelernten Koch Jakob Beck in seinem Küchenreich im Seniorenheim in Ergoldsbach besucht, erlebt eine überaus professionelle und zugleich menschliche Atmosphäre. „Für viele Seniorinnen und Senioren kann ein gutes Essen an Tagen, an denen es ihnen nicht so gut geht, schon etwas Tröstendes haben“, sagt er. Für unsere Serie zum 75-jährigen Bestehen des BRK-Bezirksverbands Niederbayern/Oberpfalz haben wir Beck über die Schulter schauen dürfen.
Von Herbert Ehrl
Ergoldsbach. Als Jakob Beck im März 1987, also vor mehr als 35 Jahren, den Kochlöffel im Senioren-, Wohn- und Pflegeheim Ergoldsbach übernahm, bestand die Einrichtung gerade einmal seit acht Jahren. Das Rote Kreuz hatte 1978 das ehemalige Gemeindekrankenhaus erworben, um dort an einem beschaulichen Ort auf einem parkähnlichen Gelände ein Altenheim zu betreiben.
„Unsere Bewohnerinnen und Bewohner haben da ein feines Gespür, wie wir mit ihnen umgehen.“ Jakob Beck, Küchenleiter in Ergoldsbach
Und diese Beschaulichkeit war es auch, die den jungen Koch zurück in die Heimat lockte. Nach seiner Lehre hatte Beck wertvolle Erfahrungen als Feldkoch bei der Bundeswehr gesammelt und sie in der Gastronomie eines großen Kaufhauses im Oberbayerischen verfeinert. So brauchte er die Herausforderungen in einer Seniorenheim-Küche nicht zu fürchten.
Zugute kamen dem engagierten Küchenleiter einfache und lehrreiche Grundsätze wie dieser: „Es ist nicht so wichtig, mit welch interessanten Gerichten du deine Kunden überzeugen könntest – du musst vielmehr wissen, welche Wünsche und Gewohnheiten bei der Bewohnerschaft vorherrschen“.
Von Anfang an war eine Vertrauensebene da
Dabei kam Beck immer zugute, dass er die heimatliche Küche aus dem Effeff kennt. „Für viele Seniorinnen und Senioren kann ein gutes Essen an Tagen, an denen es ihnen nicht so gut geht, schon etwas Tröstendes haben“, stellt er zufrieden fest.
In den ersten Jahren als Küchenleiter in Ergoldsbach kam ihm entgegen, dass er viele Bewohner und ihre Familien von früher kannte. „Da ist dann gleich eine gute Vertrauensebene vorhanden“, erzählt Beck. Er sieht es ohnehin so, dass in einem Seniorenheim alle Mitarbeiter gefordert sind, nicht nur ihren fachlichen Teil einzubringen, sondern dass das Menschliche immer ganz oben stehe. „Unsere Bewohnerinnen und Bewohner haben da ein feines Gespür, wie wir mit ihnen umgehen“, sagt er.
„Wir arbeiten schon immer kundenorientiert"
Hat sich im Laufe der Zeit in den Küchen der Seniorenheime viel verändert? Jakob Beck sieht das gelassen. „Natürlich werden die externen Vorgaben, Prüfungen und Kontrollen nicht weniger“, meint er. Auch die Vorstellungen der Kunden seien heute andere als vor 20, 30 Jahren.
„Aber wir arbeiten da immer schon kundenorientiert. Und bei den Lebensmittelkontrollen schneiden wir nie schlecht ab, weil wir einen hohen Anspruch an unsere Dienstleistung haben!“
Zu den Kundenwünschen ergänzt Beck: „Auf uns soll aus der Sicht der älteren Herrschaften Verlass sein. Wir möchten sie Tag für Tag neu verwöhnen – vorrangig mit bekannten Gerichten aus der Region. Wir möchten auch nicht jedem Trend hinterherlaufen. Und wenn wir dann und wann eine besondere Abwechslung bieten wollen, stimmen wir das natürlich intern ab.“ Typisches Essen der Mittelmeer-Region gibt es so beispielsweise im Sommer, wenn im ganzen Haus rund um das Thema dekoriert wird und die Betreuungsangebote für die Bewohnern in die gleiche Richtung gehen.
Dankbar zeigt sich Beck, dass der Heimträger – der BRK-Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz – größten Wert auf eine ordentliche und zeitgemäße Küchenausstattung lege. „Und da hat sich natürlich ein großer Wandel vollzogen, denn mit den Küchenausstattungen von früher könnten wir heute nicht so effektiv arbeiten!“
Da ist es auch kein Wunder, dass der Küchenleiter sich als „Zahlen-Fuchser“ bezeichnet. Will heißen, dass er stets und exakt weiß, wo er günstig einkaufen und wie er die Küchenabläufe optimieren kann. Dass das gesamte Küchenarsenal bestens gepflegt wird und wie neu aussieht, sieht Beck als eine gewisse Bringschuld gegenüber dem Träger an.
Er hatte immer alle Freiheiten
Was an Jakob Beck darüber hinaus auffällt? Immer dann, wenn im Interview von seiner Arbeit die Rede ist, legt er allergrößten Wert auf die Feststellung: „Das ist keine Arbeit – das ist eine Berufung“.
Im Laufe der vielen Jahre, erklärt der Niederbayer, habe er einige Heimleitungen in Ergoldsbach erlebt. „Was sie alle gemeinsam hatten? Ich hatte immer alle Freiheiten.“ Seine Chefs wussten einfach um sein Können, sein Wissen und seine Qualitäten…