40 Jahre Leidenschaft für die Pflege: Stefanie Rädlinger bleibt ihrem Job treu
Viele Pflegekräfte geben ihren Beruf lange vor Rentenbeginn auf. Sie wechseln den Job aus gesundheitlichen Gründen oder weil ihnen die Belastung zu groß ist. Ein Schritt, der für Stefanie Rädlinger nie in Frage gekommen ist. Die 58-Jährige konnte heuer ihr 40-jähriges Arbeitsjubiläum in unserem BRK-Seniorenwohn- und Pflegeheim in Zandt feiern und denkt noch lange nicht ans Aufhören. Vielmehr will sie den Bewohnerinnen und Bewohnern noch lange mit Herz und Hingabe zur Seite stehen.
Von Eva Rothmeier
Zandt. Es war der 1. Januar 1982, als Stefanie Rädlinger im Alter von 16 Jahren ihren ersten Arbeitstag als Stationshilfe im BRK-Seniorenwohn- und Pflegeheim Zandt hatte. Was als Berufseinstieg begann, hat sich für die engagierte Pflegekraft zu einer Lebensaufgabe entwickelt. Durch mittlerweile vier Jahrzehnte hat sie die Höhen und Tiefen der Pflege miterlebt, dabei unzählige Menschen auf ihrem letzten Lebensabschnitt begleitet und die Entwicklungen in der Altenpflege hautnah erfahren.
„Ich kann mir bis heute keinen schöneren Beruf vorstellen.“ Stefanie Rädlinger arbeitet seit 40 Jahren in der Pflege
„Ich kann mich noch gut an meine ersten Tage hier erinnern. Ich war ziemlich schüchtern und beeindruckt von den vielen älteren Pflegekräften, die uns Jungen schon deutlich gezeigt haben, wo es lang geht“, erzählt Stefanie Rädlinger schmunzelnd. Abgeschreckt habe sie das aber nie. Ganz im Gegenteil, denn der Wunsch, in der Altenpflege zu arbeiten, sei schon früh in ihr gereift.
Nach der Schule hat die heute 58-Jährige deshalb zunächst als Vorbereitungsjahr die Hauswirtschaftsschule in Aiterhofen im Landkreis Straubing-Bogen besucht und dann in der Einrichtung in Zandt eine Anstellung gefunden. „Ich war immer schon gerne mit Menschen zusammen, hatte tatsächlich nie Berührungsängste gegenüber älteren Mitbürgern und könnte mir bis heute keinen schöneren Beruf vorstellen“, erzählt die Siedlingerin.
Angefangen hat Stefanie Rädlinger im BRK-Seniorenwohn- und Pflegeheim in Zandt als Stationshilfe. Weil ihr die Arbeit viel Spaß gemacht hat, hat sie nach einigen Jahren erst die Weiterbildung zur Schwesternhelferin absolviert und später die zur Pflegefachkraft. Heute arbeitet die Mutter eines Sohnes seit vielen Jahren als Wohnbereichsleitung und stellvertretende Pflegedienstleitung in Zandt – und hat nach eigener Aussage in all der Zeit nie darüber nachgedacht, ihren Beruf oder ihren Arbeitsplatz zu wechseln. „Natürlich gab es in den 40 Jahren nicht nur schöne Momente, sondern auch viele traurige und schwierige Phasen. Es ist oft eine Gratwanderung zwischen nicht zu abgebrüht und nicht zu emotional sein", sagt sie.
Und: „Aber das gehört zu einem Beruf, bei dem man Menschen auf ihrem letzten Lebensabschnitt begleitet, dazu.“ Ihr Ziel war und sei es immer noch, dass es den Bewohnern hier gut geht und das Heim ein wirkliches Zuhause für sie ist. Dafür arbeite sie aus tiefster Überzeugung.
Denkt Stefanie Rädlinger an ihre Anfänge in den 1980er Jahren zurück, haben sich der Pflegeberuf und seine Anforderungen natürlich verändert. Viel mehr Bürokratie und Dokumentationsaufgaben sowie ständig steigende pflegerische Anforderungen bestimmen den Arbeitsalltag in den Heimen.
Die Bewohner sind durchschnittlich älter und haben entsprechend auch einen höheren Pflegebedarf als früher. „Auch zum Ratschen und Lachen mit den Senioren war anfangs mehr Zeit, aber ich versuche, mir diese trotzdem immer zu nehmen“, sagt die Wohnbereichsleiterin. Denn dieser direkte persönliche Kontakt sei das, was ihr bis heute am meisten Spaß mache und für ein gutes Heimklima ausschlaggebend sei.
Jungen Menschen möchte die 58-Jährige den Pflegeberuf deshalb sehr ans Herz legen. „Hier findet jeder einen Job mit Zukunft, der einen auch auf andere Weise reich macht. Man erfährt täglich eine unglaubliche Dankbarkeit, lernt gegenseitige Wertschätzung, Respekt, Ehrlichkeit und kann abends immer mit dem guten Gefühl nach Hause gehen, etwas wirklich Sinnvolles zu tun“, beschreibt Stefanie Rädlinger.
„Jeder wünscht sich, dass seine Angehörigen im Alter gut versorgt sind. Aber in dieser Sparte arbeiten wollen die wenigsten.“ Zandts Heimleiter Josef Pemmerl
Dass der Pflegeberuf in der Gesellschaft weiter so negativ behaftet ist, findet sie, ebenso wie Zandts Heimleiter Josef Pemmerl, wahnsinnig schade. „Es sollte jedem klar sein, dass das hier keine abwertende Tätigkeit ist und unser Zusammenleben nur so funktionieren kann. Jeder wünscht sich, dass seine Angehörigen im Alter gut versorgt sind. Aber in dieser Sparte arbeiten wollen die wenigsten“, sagen beide übereinstimmend.
Josef Pemmerl ist deshalb umso dankbarer, mit Stefanie Rädlinger eine verlässliche und erfahrene Kraft in seinem Team zu haben, die mit Herzblut und Überzeugung für die aktuell 69 Bewohner da ist. Und sie ist nicht die Einzige, die auf viele Berufsjahre in der Einrichtung in Zandt zurückblicken kann. „Tatsächlich sind über ein Drittel unserer Mitarbeiter schon über 20 Jahre dabei. Das spricht für unser gutes Arbeitsklima und macht es mir als Heimleiter auch leichter. Denn nur wenn alle gemeinsam mit anpacken, geht es unseren Senioren gut“, sagt Pemmerl. Und das ist das große Ziel aller.